Wir ermöglichen den Aktiven den Weg zu gehen, den sie für den erfolgsversprechenden halten"
Thomas, ein Gros des Olympia-Teams ist derzeit in Namibia. Schon 2023 wart ihr in Namibia im Trainingslager. Was hat damals und heute den Ausschlag gegeben?
Es ist die Kombination aus Hitze und Höhe. Wir haben dort Temperaturen von 26 bis 30 Grad Celsius, viel Sonne und eine Höhenlage von 1.800 Metern. Das sind für uns perfekte äußere Bedingungen.
Zudem können wir dort alle drei Disziplinen gut abbilden. Weiterhin ist die An- und Abreise ohne Zeitzonenwechsel möglich. Es gibt es nicht so viele Orte, wo das – zusammen mit perfekten äußeren Bedingungen - möglich ist. Wir haben zwei Schwimmbecken zur Verfügungen, auch wenn uns bei dem einen oftmals die niedrigen Wassertemperaturen trotz hoher Außentemperaturen überraschen (lacht).
Die Idee, nach Namibia zu gehen, kam von Louis Delahaije, dem ehemaligen Chef-Bundestrainer, der jetzt in beratender Funktion für die DTU tätig ist.
Er ist dort schon vor Jahren mit der holländischen Nationalmannschaft im Trainingslager gewesen und hat dort gute Erfahrungen gemacht. Das haben wir dankbar aufgegriffen.
Vermutlich steht in Namibia noch das Training im Grundlagenbereich im Fokus?
Genau, es werden viele lange und wenig intensive Einheiten auf dem Programm stehen. Erst im letzten Drittel des Trainingslagers wird die Intensität höher werden.
Etwas anders sieht das bei Jonas Schomburg und Lasse Nygaard Priester aus. Die beiden werden im letzten Trainingslagerdrittel etwas differenzierter heran gehen und schauen, wie intensiv sie trainieren werden und wie viel Entlastung beziehungsweise Tapering sie benötigen, da direkt auf das Trainingslager der Wettbewerb in Abu Dhabi (erstes Rennen der World Triathlon Championship Series des Jahres am 8. März, Anm. d. Red.) folgt, der für sie eine große Bedeutung hat (die beiden kämpfen um das letzte verbliebe deutsche Olympia-Ticket, Anm. d. Red.).
Wie gehen die fünf Athletinnen und Athleten, die sich bereits für Paris qualifiziert haben, die kommenden Wochen und Monate an?
Sie versuchen, ihr Training möglichst hochwertig zu gestalten und in Einklang mit dem einen oder anderen Wettbewerb zu bringen. Für mögliche Wettkampfstarts werden sie aber immer abwägen, ob das Rennen nicht auf Kosten von (zu) viel Trainingszeit geht.
Beispielsweise werden - Stand heute - nicht alle unserer Olympia-Starterinnen und –Starter beim Rennen der World Triathlon Championship Series (WTCS) in Yokohama (11. Mai, Anm. d. Red.) starten, da die Reise und die Zeitumstellung viel Trainingszeit kosten. Das WTCS-Rennen in Cagliari (25. Mai, Anm. d. Red.) hingegen ist mit einer vergleichsweise kurzen Anreise und ohne Zeitverschiebung verbunden.
Die Athletinnen und Athleten können – in Absprache mit ihren Heimtrainern – ihren Weg nach Paris individuell festlegen.
Wir stehen den Sportlerinnen und Sportlern beratend zur Seite, wollen ihnen allerdings keine Vorbereitungsvariante in Bezug auf Höhe/nicht Höhe oder Zeitpunkt „aufzwingen“, sondern ihnen ermöglichen, den Weg zu gehen, den sie für sich für den besten und erfolgsversprechenden mit Blick auf Paris halten.
Wir bieten dabei lediglich zwei zentrale Maßnahmen an: das Trainingslager auf Fuerteventura im vergangenen Dezember und nun das Trainingslager in Namibia. In der direkten Olympia-Vorbereitung unterstützen wir die individuelle Vorbereitung bestmöglich, beispielsweise durch Trainer, wissenschaftliche Trainingsbegleitung, Ärzte, Physios oder Trainingspartnerinnen beziehungsweise Trainingspartner, die die Aktiven vor Ort im Trainingslager unterstützen.
Ihr habt also großes Vertrauen in die Athletinnen und Athleten.
Wir hatten zuerst überlegt, vor Olympia eine zentrale Maßnahme für alle anzubieten, haben dann aber schnell gemerkt, dass die Überzeugungen beziehungsweise die im Vorfeld erfolgreich erprobten Wege bezüglich Höhentraining und Abstand der Höhe zum Wettkampf sehr unterschiedlich sind. Daher haben wir uns entschieden, dass jede Athletin und jeder Athlet für sich entscheiden kann, wie er die letzten Wochen vor Olympia gestalten möchte.
Von den Sportlerinnen und Sportlern zu erwarten, dass sie zugunsten der Gruppe einen Weg mitgehen, von dem sie nicht zu 100 Prozent überzeugt sind, schien uns nicht der richtige Schritt.
Bereits im vergangenen Spätsommer und Herbst standen fünf der Aktiven fest, die die DTU in Paris vertreten werden. Ein Vorteil?
Ein sehr großer Vorteil. Die bereits qualifizierten fünf Aktiven können sich dieses Jahr sehr viel Reisestress sparen und sich auf weitere Verbesserungen und Kontinuität im Training konzentrieren, weil sie nicht mehr durch die Welt jetten müssen, um bei den Rennen Punkte für das Olympia-Qualification-Ranking zu sammeln.
Weiterhin ist der „interne Druck“ im Team und damit das „Stresslevel“ in Bezug auf die interne Qualifikation stark gesunken, was man auch an einer sehr positiven Atmosphäre im Team spüren kann. Alle sind sehr fokussiert und professionell in Richtung Paris unterwegs.
Und sie können sich einzelne Wettkämpfe aussuchen.
Die fünf Sportlerinnen und Sportler gehen mit zwei Zielen in die Wettkämpfe vor Olympia. Zum einen geht es darum, unter Rennbedingungen Dinge zu testen, wie beispielsweise taktisches Verhalten in bestimmten Situationen, schnelles Anschwimmen et cetera. Dabei ist das Ergebnis erst einmal zweitrangig.
Aber, und damit wären wir beim zweiten Punkt: Im besten Fall laufen die Wettbewerbe gut und die Athletinnen beziehungsweise Athleten schöpfen Selbstvertrauen und nehmen weitere positive Erfahrungen mit in Richtung Paris.
Am bereits angesprochenen Wettkampf-Wochenende in Abu Dhabi gibt es auch einen Mixed-Relay-Wettkampf. Ist das für die deutsche Mannschaft auch noch mal ein guter Test für Olympia?
Wir können aufgrund der guten Ergebnisse 2023 (Deutschland gewann sowohl die WM in Hamburg, als auch das Testevent in Paris, Anm. d. Red.) auf jeden Fall mit Selbstvertrauen in Paris an den Start gehen.
Der Wettbewerb in Abu Dhabi ist sicherlich noch mal ein guter Testwettkampf für das Olympia-Team, auch vor dem Hintergrund, dass wir bei der Mixed-Relay-WM in Hamburg Mitte Juli aufgrund der individuellen Olympia-Vorbereitung eventuell nicht mit allen Olympioniken an den Start gehen können.