„Man fühlt sich fast wie ein Profi-Athlet“
Ich habe in den vergangenen zwei Jahren die Rennen der Super League im Fernsehen gesehen. Es ist für mich das spannendste Rennformat, was es auf den kurzen Distanzen gibt. Dann eine Einladung für eines dieser Events zu bekommen, ist richtig cool. Da fühlt man sich fast wie ein Profi-Athlet.
Beim Super-League-Wettkampf auf Jersey Ende September qualifizierte sich Simon Henseleit (Nürnberg) als Sieger des Junioren-Wettbewerbs für das Eliterennen, stürmte überraschend ins Finale, verzichtete aufgrund der Belastung mehrerer Rennen allerdings auf seinen Start. Nun darf sich der 19-Jährige auf Malta erneut mit einigen der weltbesten Athleten messen. Wir haben vorher mit ihm darüber gesprochen, wie es ist, sich wie ein Profiathlet zu fühlen, mit einem dreifachen Weltmeister das Rennen zu analysieren und was eine E-Mail auslösen kann.
Simon, wie hast du von deinem Start in der Super League erfahren?
Ich habe nach dem Rennen auf Jersey mein Feedback per E-Mail an die Organisatoren geschrieben. Ich habe sie für das Event gelobt, aber auch mitgeteilt, dass es zwar toll ist, dass die Sieger des Juniorenrennens im Elite-Halbfinale starten dürfen, durch die vorherige Belastung aber auch einen Nachteil haben. Zwei, drei Tage später habe ich dann einen Anruf erhalten und mir wurde mitgeteilt, dass ich in Malta starten darf.
Was war das für ein Gefühl?
Das war ein richtig geiles Gefühl. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren die Rennen der Super League im Fernsehen gesehen. Es ist für mich das spannendste Rennformat, was es auf den kurzen Distanzen gibt. Dann eine Einladung für eines dieser Events zu bekommen, ist richtig cool. Da fühlt man sich fast wie ein Profi-Athlet.
Auf Jersey hattest du dich für das Finale qualifiziert. Wie hart war es, darauf zu verzichten?
Ich habe mich natürlich erst einmal riesig über den Finaleinzug gefreut. Es war ein überwältigender Moment. Damit hatte ich ja nicht gerechnet. Mein Trainer Roland Knoll und ich haben dann allerdings schnell entschieden, dass ich nicht starten werde, weil die Belastung durch die Juniorenrennen und das Halbfinale sehr hoch war. Dadurch, dass ich gar nicht so viel Zeit hatte, mich mit dem Finale zu beschäftigten, war es gar nicht so hart. Beim Finale fiel wegen der Witterungsbedingungen das Radfahren weg. Schwimmen und Laufen bei dem kalten Wetter war dann auch etwas, was ich mir nicht unbedingt antun wollte. Daher hat es mich dann auch gar nicht so geärgert, beim Finale nur Zuschauer zu sein.
An welche Momente auf Jersey denkst du besonders oft zurück?
Neben Jonathan Brownlee am Start zu stehen. Zusammen mit Mario Mola das erste Halbfinale auf dem Handy angeschaut zu haben. Und auf der zweiten Radrunde alleine zur Verfolgergruppe aufgefahren und dann als Erster aus dieser Gruppe auf die Laufstrecke gegangen zu sein. Das war schon ein Wahnsinnsgefühl, nach der Wechselzone als Erster um die Ecke zu biegen und alle Zuschauer feuern einen an.
Wie war es, mit den ganzen großen Namen zu starten?
Die Atmosphäre ist ganz anders. Zudem bin ich der Neue, hatte Respekt. Ich kannte sie, aber sie mich nicht. Aber es sind alle Athleten auf mich zugekommen und haben mir zu meinem Rennen gratuliert. Ich glaube, sie nehmen einen ganz normal auf, weil sie vielleicht mal Olympia oder Rennen der World Triathlon Series gewonnen haben, aber auch mal wie ich klein angefangen haben. Es sind auch nur Menschen, auch wenn sie noch eine bessere Leistung bringen als ich. Aber ich hoffe, in ein paar Jahren auch auf diesem Niveau zu sein.
Wie groß ist die Vorfreude auf das Rennen in Malta?
Ich freue mich riesig, dass ich das alles noch einmal erleben und noch einmal mit einigen der weltbesten Athleten starten darf. Die Super League ist ein echt cooles Event.
Mit welchen Zielen startest du auf Malta?
Die Erwartungen haben sich natürlich verschoben. Auf Jersey bin ich mit dem Ziel gestartet, das Rennen mitzunehmen und nicht eliminiert zu werden (Nach jeder Disziplin werden die Athleten aus dem Rennen genommen, die mehr als 90 Sekunden Rückstand auf die Spitze aufweisen, Anm. d. Red.). Jetzt gehe ich natürlich mit den Ziel in das Halbfinale, wieder das Finale zu erreichen. Ich werde auf jeden Fall von Beginn an Vollgas geben.
Du hast eine ziemlich erfolgreiche Saison hinter dir: Europameister im Mixed Relay, Teilnahme an EM und WM, Deutscher Juniorenmeister, Dritter der Deutschen U23-Meisterschaften, zwei Starts in der Super League. Was ist dein persönliches Highlight 2019?
Es ist schwer, das zu entscheiden, weil jedes Rennen und jeder Erfolg seine eigene Geschichte hat. EM-Gold war sicherlich ein Höhepunkt. Es war ein Teamerfolg, ich bin ja schon in führender Position gestartet. Der Erfolg bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften war für mich persönlich der größte Erfolg des Jahres. Ich habe sechs Jahre darauf gehofft und darauf hingearbeitet.
Ist solch ein Jahr überhaupt noch zu toppen?
An nächstes Jahr habe ich geringere Erwartungen. Die Juniorenklasse und der U23- beziehungsweise Elitebereich sind zwei paar Schuhe. Ich gehe davon aus, dass ich das eine oder andere mal Lehrgeld bezahlen werde. Aber ich will mich durchbeißen und mich über Europa- und Weltcups nach oben arbeiten.
Jetzt steht nach Malta aber erst einmal Erholung an.
Es folgen zwei Wochen Off-Season. Dann geht es mit der Grundausbildung als Sportsoldat los und das Training wird auch langsam wieder starten. Anfang Dezember geht es dann bereits ins Trainingslager nach Fuerteventura.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.