„Hatte plötzlich wieder richtig Lust auf Triathlon“

Marlene Gomez-Islinger (Weiden in der Oberpfalz) hatte ihre Triathlonkarriere für zweieinhalb Jahre unterbrochen. Währenddessen machte sie zwei Studienabschlüsse in den USA und gehörte einem Laufteam an. In diesem Jahr kehrte sie mit drei Podestplätzen in Europacuprennen und bislang zwei Weltcupeinsätzen in das Renngeschehen zurück. Vor den beiden Weltcuprennen im südkoreanischen Tongyeong (19. Oktober) und im japanischen Miyazaki (26. Oktober) haben wir mit der 26-Jährigen über verlorene Lust, Zweifel an der Rückkehr sowie verschenkte und gleichzeitig gewonnene Zeit gesprochen.

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Ich habe gemerkt, dass ich wieder Lust habe, Triathlon zu machen und habe wieder mit Schwimm- und Radtraining begonnen

Marlene Gomez-Islinger (Weiden in der Oberpfalz) hatte ihre Triathlonkarriere für zweieinhalb Jahre unterbrochen. Währenddessen machte sie zwei Studienabschlüsse in den USA und gehörte einem Laufteam an. In diesem Jahr kehrte sie mit drei Podestplätzen in Europacuprennen und bislang zwei Weltcupeinsätzen in das Renngeschehen zurück. Vor den beiden Weltcuprennen im südkoreanischen Tongyeong (19. Oktober) und im japanischen Miyazaki (26. Oktober) haben wir mit der 26-Jährigen über verlorene Lust, Zweifel an der Rückkehr sowie verschenkte und gleichzeitig gewonnene Zeit gesprochen.

Hast du Triathlon in den zweieinhalb Jahren vermisst?

Am Anfang nicht. Aber mit der Zeit schon. Ich habe gemerkt, dass ich wieder Lust habe, Triathlon zu machen und habe wieder mit Schwimm- und Radtraining begonnen. So richtig angefangen mit dem Triathlontraining habe ich im Dezember 2018, als ich zurück nach Deutschland gekommen bin.

Du hast in den USA einem Laufteam der Universität angehört. Wie schwer war der Weg zurück in den Triathlon-Leistungssport?

Vor allem bei den Schwimmleistungen dachte ich manchmal schon: oje, oje. Man vergleicht die Zeiten mit früher und es ist schon sehr hart zu sehen, wie langsam man im Vergleich ist. Manchmal hatte ich das Gefühl, bei null anzufangen. Ich habe mich am Anfang sehr oft hinterfragt. Ich habe sehr oft gezweifelt, ob es das Richtige ist - oder ob ich doch lieber anfangen soll, zu arbeiten.

Wie überwindet man eine solche Situation?

Ich wusste, dass ich den Kopf ausschalten und es einfach machen muss. Triathlon ist eine Ausdauersportart. Da dauert es, bis man Fortschritte erzielt.

Du hättest 2016 mit Triathlon weitermachen können. Warum hast du aufgehört?

Ich hatte keine Lust mehr auf Triathlon. Irgendwie war jede Saison das gleiche. Zudem hatte ich mit Verletzungen zu kämpfen. Ich habe in Passau alleine trainiert, mein damaliger Trainer war weit weg. Dann hat sich die Chance mit dem Laufstipendium ergeben und mir die Entscheidung abgenommen. In den USA war dann die akademische Belastung mit zwei Masterstudiengängen (Filmwissenschaft sowie Design und Innovation, Anm. d. Red.) schon sehr groß.

Waren die zweieinhalb Jahre Triathlonpause aus jetziger Sicht verschenkte Zeit?

Sportlich auf jeden Fall, da ich zweieinhalb Jahre Training verpasst habe. Aber so darf man das Leben nicht immer sehen. Ich habe immerhin zwei Masterstudiengänge beendet und eine klarere Idee davon, wie mein Leben nach dem Leistungssport aussehen soll. Das ist mir persönlich viel wert. Ich weiß jetzt, dass da noch etwas ist, wenn es mit dem Sport nicht klappt.

Mit welchen Zielen bist du in die Saison gegangen?

Es war schon das Ziel, in Europacuprennen vordere Platzierungen zu erreichen und sich an die Weltcuprennen heranzutasten. Aber man weiß natürlich nie, wie es ausgeht.

Du standest dieses Jahr dreimal bei Europacuprennen auf dem Podest und bist bislang zweimal im Weltcup gestartet. Hast du also mehr erreicht, als du erwartet hast?

Ich hätte nach den ersten Wettkämpfen nicht gedacht, dass ich so schnell in Europacuprennen vorne dabei bin. Ich wusste, dass ich Geduld haben muss, der Respekt vor Wettkämpfen war nach zweieinhalb Jahren Rennabstinenz schon sehr groß. So ein Ergebnis wie einen 25. Platz in Huelva Ende März muss man dann auch mal runterschlucken. Die Angst war zuvor schon da, zu merken, dass man raus ist, dass es für einen keinen Platz mehr gibt. Dann zu sehen, dass es doch einen Platz für einen gibt, noch Athletinnen hinter einem landen, das war beruhigend.

Es sind bei diversen Wettkämpfen dann eine ganze Reihe Athletinnen hinter dir gelandet, Starts in Weltcups hattest du auch schon. Wo soll die Entwicklung 2020 hingehen?

Ich will mich in Weltcuprennen etablieren und gut verkaufen. Langfristiges Ziel ist es, in Rennen der World Triathlon Series zu starten. Aber dafür muss ich erst einmal in Weltcuprennen konkurrenzfähig sein.

Also ist die erweiterte Weltspitze das Ziel?

Ja, das muss das Ziel sein. Ansonsten wäre ich nicht in den Triathlonsport zurückgekehrt und würde wieder die Entbehrungen auf mich nehmen, die der Leistungssport mit sich bringt.

Welche Ziele hast du für die beiden Weltcups in Südkorea und Japan?

Ich will zweimal unter die Top 15 kommen. Das sind sehr ambitionierte Ziele, aber ich traue mir das auch zu.

Südkorea und Japan sind auch attraktive Reiseziele. Bleibt zwischen den beiden Weltcups ein bisschen Zeit für Sightseeing?

Der Fokus liegt natürlich auf den Rennen und auf dem Training. Aber wir (ihr Freund und Trainer begleitet Gomez-Islinger, Anm. d. Red.) werden versuchen, die eine oder andere Radeinheit mit Sightseeing zu verbinden oder beim Laufen an interessanten Orten vorbeizukommen. Wir wollen etwas aus dem Land mitnehmen. Gerade wenn ich als Triathletin in Länder komme, in denen ich noch nicht war, möchte ich auch sehen, wie die Leute dort leben.


Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.