"Fühlte sich an, als wenn ich mit Betonklötzen an den Füßen laufe"
Es ist toll, dass es so gut läuft nach dem vergangenen Jahr, als ich verletzungsbedingt nicht das zeigen konnte, was ich zeigen wollte.
Justus, du bist bereits drei Mal in Hamburg gestartet. An einen der Auftritte in der Hansestadt hast du, nun ja, sagen wir: besondere Erinnerungen …
Ja, 2014 bin ich die Hälfte der Radstrecke ohne Sattel gefahren.
Was war passiert?
Ich war echt gut dabei, aber in der dritten Radrunde ist die Schraube meines Sattels gebrochen. Ich hatte also plötzlich den Sattel in der Hand. Ich habe ihn weggeworfen und musste ohne Sattel weiterfahren. Das hieß aber auch, knapp die Hälfte der Radstrecke im Stehen zu fahren, was enorm viel Kraft gekostet hat, auch wenn ich mich ab und zu mal auf mein Oberrohr gesetzt habe (Trotzdem schaffte er die zweitbeste Radzeit des Tages, Anm. d. Red.).
Das waren dann natürlich keine guten Voraussetzungen für den abschließenden Lauf …
Das hat sich dann angefühlt, als wenn ich mit Betonklötzen an den Füßen laufe. Da kann man dann gegen die Konkurrenz nicht mehr viel ausrichten …
Du wurdest dann 42. Es folgten die Ränge zehn (2015) und 15 (2017). Für einen deutschen Triathleten ist das Rennen in Hamburg ja ein ganz Besonderes …
Wir freuen uns natürlich, dass wir als deutsche Athleten die Möglichkeiten haben, im eigenen Land bei einem WTS-Rennen zu starten. Es ist immer toll, den Heimvorteil zu genießen und von den Zuschauern lautstark angefeuert zu werden. Vor Zehntausenden Zuschauern zu starten, das ist für uns nicht alltäglich. Es ist natürlich etwas Besonderes, dass wir das in einem Rennen in Deutschland erleben dürfen.
Was ist größer? Die Freude oder der Druck, der durch die Zuschauerpräsenz und durch das mediale Interesse rund um das Rennen entstehen?
Die Freude. Ich freue mich sehr auf das Rennen in Hamburg. Aber natürlich merkt man, dass das Rennen in Deutschland viel mehr Leute wahrnehmen als die anderen WTS-Wettbewerbe. Daraus resultiert dann natürlich eine gesteigerte Erwartungshaltung.
Jetzt kommst du aus Lehrte bei Hannover. Von dort sind es nur rund 150 Kilometer bis Hamburg. Das macht das Rennen für dich sicherlich noch einmal spezieller als wenn es in München stattfinden würde, oder?
Ja, natürlich. Viel näher an meiner Heimatstadt könnte solch ein großes Rennen nicht stattfinden.
Was sicherlich auch heißt, dass viele Leute anreisen, um dich zu sehen und zu unterstützen …
Ja, es werden einige Leute kommen, die ich kenne. Es ist natürlich immer schön, wenn der eine oder andere Zuschauer extra wegen mir anreist, um mich anzufeuern.
Wie viel ist der Heimvorteil für Sportler eigentlich wert?
Es hilft einem natürlich schon sehr. Aber bei den Europameisterschaften in Weert Anfang Juni, als wir Silber im Mixed Relay geholt haben, waren auch sehr viele Deutsche an der Strecke und haben uns angefeuert.
Du hast den Weltcup in Madrid gewonnen und bei zwei weiteren Weltcup-Wettbewerben auf dem Podium gestanden. Läuft, oder?
Ich kann mit den Ergebnissen in diesem Jahr echt zufrieden sein. Es ist toll, dass es so gut läuft nach dem vergangenen Jahr, als ich verletzungsbedingt nicht das zeigen konnte, was ich zeigen wollte. Hier möchte ich mich auch sehr bei meinen Sponsoren bedanken, ohne sie hätte ich mir die ganzen Weltreisen nicht leisten können. Nur so konnte ich mich wieder zurück ins Rennen bringen.
Anfang Juni folgte dann dein erstes WTS-Rennen 2019. In Leeds (Großbritannien) bist du 21. geworden.
Da hatte ich mir schon ein bisschen mehr erhofft. Aber ich hatte nicht so gute Beine. Ich habe den Sprung in die erste Radgruppe geschafft, habe dann aber die ganze Zeit hinten im Feld festgehangen. Und das kostet auf solch einem selektiven Radkurs wie in Leeds natürlich sehr viel Kraft, wenn man nach jeder Kurve beißen muss, um nicht abgehängt zu werden. In Hamburg will ich es nun besser machen.
Was peilst du in Hamburg an?
Zunächst einmal will ich ein gutes Rennen zeigen. Aber es wäre natürlich schon toll, wenn am Ende eine Platzierung zwischen Rang zehn und 15 herauskommen würde.