Triathlon als alleinerziehende Mutter
Natürlich nimmt der Sport einige Zeit in Anspruch. Natürlich auch Zeit, die sie (zum Teil) mit ihren Kindern hätte verbringen können. „Meine älteste Tochter sagt manchmal, dass es schon auch mal ätzend war, dass Triathlon eine so wichtige Rolle gespielt hat“, so Heike: „Aber Sport ist auch Ventil und ein Ausgleich für mich, gibt mir Kraft. Die Gefahr als Mutter ist, dass man sich selbst vergisst.“
An einem Tag kurz vor der Geburt ihres dritten Kindes greift Heike Füllbeck (bis vor Kurzem hieß sie noch Stromm-Haller), auf der Couch liegend, eher achtlos nach einer Zeitschrift. Es ist eine Ausgabe der Zeitschrift Tour, die ein Freund dagelassen hatte. Aus der Tour fällt eine Beilage heraus. Heike hebt diese auf. Es geht um Geschichten von Triathlon-Age Groupern auf dem Weg zur Ironman-WM auf Hawaii. Sie liest die Texte - und ist fasziniert. Von den Geschichten. Von den Menschen hinter den Geschichten. Von der Sportart. Sie beschließt, nach der Geburt ihres dritten Kindes mit dem Triathlon zu beginnen.
Heike lässt sich nicht unterkriegen
Doch Heike merkt schnell: Es ist leichter, zu beschließen, mit dem Triathlon zu beginnen als tatsächlich mit dem Triathlon zu beginnen – zumindest in ihrer damaligen körperlichen Situation. Heike ist zu dem Zeitpunkt weit von ihrem Ideal- und Traumgewicht entfernt. Während der Schwangerschaft hat sie fast 20 Kilogramm zugenommen. An Triathlon ist nicht zu denken. Auch nicht an Laufen - aufgrund des hohen Gewichts bekommt sie sofort Probleme mit den Knien. Heike muss erst einmal abnehmen. Sie beginnt mit Schwimmen und stellt ihre Ernährung um.
Sie verliert schnell überflüssige Pfunde. Doch dann stagniert der Gewichtsrückgang. Über Wochen. „Das war schon deprimierend“, sagt Heike. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, bleibt dran. Und irgendwann geht das Gewicht weiter runter.
Drei Jahre benötigt Heike, bis sie sich fit genug für das Triathlontraining fühlt. 2012 bestreitet sie ihre erste Volksdistanz.
Die Geschichte von Heike ist nicht nur eine Geschichte, die erzählt, dass man auch nach der Geburt seiner Kinder noch in den Sport einsteigen kann. Die Geschichte von Heike ist auch eine Geschichte, die erzählt, dass man als alleinerziehende Mutter noch in den Sport einsteigen kann. Heikes Kinder sind damals, als sie ihren ersten Triathlon absolviert, drei, zehn und 13 Jahre alt. Ihr Tag ist durchgetaktet, alles ist auf die Kinder ausgerichtet: Hilfe bei den Hausaufgaben, Fahrservice zu Hobbys, Bespaßung zu Hause. Dazu kommen die Haushaltsaufgaben.
Trotzdem findet Heike Zeit, um zu trainieren. Regelmäßig. Sie geht morgens um vier Uhr joggen, wenn die Kinder noch schlafen. Sie sitzt zu Hause auf der Rolle, wenn die Kinder schon schlafen oder nicht da sind. Sie macht ihr Fitnessprogramm im Wohnzimmer, bindet die Kinder mit ein. Sie geht joggen, und ein Kind fährt mit dem Rad nebenher. Am schwierigsten ist es, Zeit für das Schwimmtraining zu finden. Dafür nimmt sie sich notfalls auch mal einen Babysitter. „Man muss flexibel sein und Kompromisse eingehen“, sagt Heike. Dann sagt sie einen Satz, der ganz gut erklärt, warum sie es schaffte: „Ich dachte am Anfang, das geht nicht, aber wenn man den Willen hat, kann man alles schaffen.“
Sport als Ventil und Kraftquelle
Natürlich nimmt der Sport einige Zeit in Anspruch. Natürlich auch Zeit, die sie (zum Teil) mit ihren Kindern hätte verbringen können. „Meine älteste Tochter sagt manchmal, dass es schon auch mal ätzend war, dass Triathlon eine so wichtige Rolle gespielt hat“, so Heike: „Aber Sport ist auch Ventil und ein Ausgleich für mich, gibt mir Kraft. Die Gefahr als Mutter ist, dass man sich selbst vergisst.“
Sie findet, man müsse sich die Zeit für den Sport einfach nehmen. Für sich. Auch wenn man sich auch mal dazu aufraffen müsse, wenn man abends scheinbar erschöpft lieber vor dem Fernseher landet. „Natürlich ist man müde, natürlich muss man den inneren Schweinehund überwinden“, sagt Heike und fügt an: „Aber es reicht ja auch mal, wenn man vor dem Fernseher ein paar Liegestützen macht. Danach geht es einem schon besser.“
Heike hat bis zu der Geburt ihres dritten Kindes nicht regelmäßig Sport getrieben. Sie machte ab und an mal etwas. Beim Laufen schaffte sie maximal fünf Kilometer. Auf einem Rennrad saß sie bis dahin nie, Kraulschwimmen konnte sie nicht. Sie arbeitete damals in der Gastronomie. Das lastete sie körperlich genug aus. „Mir hat damals schon etwas gefehlt, aber ich konnte schwer definieren, was“, sagt Heike und fügt an: „Heute könnte ich nicht mehr ohne Sport.“
Sie hat ihrem Leben damals einen neuen Anstoß verpasst. Triathlon entwickelte sich zu ihrer Leidenschaft, sie finishte zwei Langdistanzen. Heute startet sie nur noch über kürzere Distanzen und vermittelt als Trainerin anderen die Freude am Sport, gibt Erfahrungen weiter. „Ich bin mega stolz, dass ich den Einstieg in den Triathlon alleinerziehend mit drei Kindern geschafft habe“, sagt Heike. Stolz ist sie auch darauf, dass sie ihren Kindern durch ihr Sporttreiben mitgegeben hat, dass es wichtig ist, sich zu bewegen. Ihre Kinder sind alle sportlich aktiv. Sie brauchen also - Stand jetzt - keine Zeitschriftenbeilage als Anstoß und Ansporn zum Sporttreiben.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.