Dr. Joachim Fischer

Dr. Joachim Fischer: „Zwei Verbände gingen nicht“

26.03.2025 –  Oliver Kraus

Anlässlich des 40-jährigen Verbandsjubiläums der Deutschen Triathlon Union (DTU) geben verschiedene Gesprächspartnerinnen und -partner in einer Interviewserie Einblicke in die Geschichte der DTU oder beleuchten wichtige Meilensteine.

Dr. Joachim Fischer

Dr. Joachim Fischer war von 1985 bis 1987 der erste Präsident der Deutschen Triathlon Union

Und wer, wenn nicht Dr. Joachim Fischer, der als erster Präsident der DTU von 1985 bis 1987 dem damals noch jungen Spitzensportverband vorstand, könnte geeigneter sein, die durchaus turbulente Entstehungsgeschichte – samt Treffen an einer Autobahnraststätte – Revue passieren zu lassen?

Herr Dr. Fischer, Sie haben die Anfänge des organisierten Triathlons in Deutschland maßgeblich mitgestaltet. Eine Ihrer größten Herausforderungen war die Fusion zwischen dem Deutschen Triathlon Verband (DTV) und dem Deutschen Triathlon Bund (DTrB). Wie kam es dazu?

Ich hatte als Mitveranstalter des Frammersbacher Dreikampfs bereits 1983 Veranstalter aus Deutschland eingeladen. Einige sind gekommen, andere nicht. Gemeinsam haben wir beschlossen, dass wir den Sport weiterentwickeln müssen.

Ende des Jahres gab es dann ein Treffen, bei dem sowohl Günter Kißler (der wenig später den DTrB ins Leben rufen sollte, Anm. d. Redaktion) als auch Manuel Debus (im Februar 1983 Gründer des DTV, Anm. d. Redaktion) dabei waren. Das Ergebnis war ein vages „Ja, wir wollen“ – aber ohne konkrete Maßnahmen.

Wie ging es dann weiter?

Zwischen den beiden Verbänden gab es immer wieder Spannungen. Der DTV war leistungssportlich ausgerichtet, nach dem Motto: „Unter Ironman geht nichts.“ Bei Kißler mit dem DTrB lag der Fokus hingegen auf dem Breitensport – auch aus finanziellen Interessen.

Es wurden immer wieder viele Gespräche geführt. Unter anderem auch mit Karl Hemberger vom DSB (dem Vorläufer des DOSB, Anm. d. Redaktion). Der hatte schon Anfang 1984 ziemlich deutlich klar gemacht, dass wir mit zwei Verbänden keine Chance auf eine Aufnahme hätten.

Parallel dazu wurde zudem begonnen, eine Struktur auf Landesebene aufzubauen.

Ich hatte früh erkannt, dass man, um eine neue Sportart zu etablieren, nicht von oben nach unten arbeiten kann, sondern den Unterbau stärken muss.

Deshalb lag unser Fokus darauf, Landesverbände zu gründen. Der erste war der Bayerische Triathlon-Verband, der am 31. März 1984 in Heigenbrücken gegründet worden ist. 

Einen Tag später hat sich auch für sie etwas geändert.

Es war schon Wochen vorher klar, dass Debus beim DTV nicht weitermachen würde. Ich hatte vorher viel Kritik geäußert und wer meckert, muss dann eben auch Verantwortung übernehmen. So wurde ich am 1. April 1984 Präsident des DTV. 

Im Rahmen der Sitzung wurde der neugewählte Vorstand verpflichtet, baldmöglichst Verhandlungen mit dem Ziel der Einheit im deutschen Triathlon aufzunehmen.

Den ganzen Sommer über bin ich dann quer durch Deutschland gereist, um Mitstreiter zu finden, die sich für den Aufbau regionaler Strukturen engagieren wollten. Nach und nach entstanden so Landesverbände in Berlin, Niedersachsen, Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen.

Was war eigentlich der entscheidende Moment für die Fusion im Februar 1985?

Irgendwann wurde mir das Hin und Her zu dumm. Ich rief Kißler an und sagte: „Wir machen einen Termin aus.“ Wir trafen uns im Sommer 1984 auf der Raststätte Medenbach, die an der A3 zwischen Frankfurt und Koblenz liegt.

Zufällig fuhren wir beide das gleiche Auto: einen ahorngelben Mercedes 280er. Er hatte allerdings die eleganteren Felgen. 

Wir haben uns schnell geeinigt, das waren sozusagen die Vorgespräche zum sogenannten „Königstreffen“ (oft genutzte Bezeichnung für die Fusion von DTV und DTrB zur DTU am 23. Februar 1985 in Worms, Anm. d. Redaktion). Er war bereit, im neuen Verband auf den Vorsitz zu verzichten und ihn mir zu überlassen. 

Heute gibt es die Deutsche Triathlon Union seit 40 Jahren. Wenn Sie zurückblicken, hätten Sie gedacht, dass der Sport eine solche Entwicklung nimmt?

Als ich meinen ersten richtigen Triathlon gemacht habe, war mir klar: Das ist ein Sport, der mich mein Leben lang begleiten wird. Die Faszination, sich in unterschiedlichen Gewässern zu bewegen, mit dem Rad durch wunderschöne Landschaften zu fahren und zu laufen – das ist einzigartig.

Wir sind vom Breitensportgedanken ausgegangen und weniger vom Leistungssport. Heute ist Triathlon eine feste Größe im deutschen Sport. Das freut mich, ich bin froh, dass es so gekommen ist.