Laura Lindemann: „Ich gehe mit dem Ziel ins Rennen, eine Medaille zu gewinnen.“
24.07.2024 – Oliver Kraus
Bereits 2016 war die mehrfache Deutsche Meisterin in Rio de Janeiro dabei und belegte Platz 28. Fünf Jahre später stieß die 28-Jährige als Achte in die Top-Ten vor und wurde bei der Olympia-Premiere der Mixed Relay Sechste mit der Staffel.
In diesem Jahr peilt die Potsdamerin das Podest an. Nicht ohne Grund: im vergangenen Jahr sicherte sich Lindemann ihr Paris-Ticket als Dritte des Test-Events.
Laura, in wenigen Tagen steht DAS Rennen der Saison auf dem Programm. Spürst du langsam die Aufregung?
Ich merke, dass Olympia näher rückt, aber ich versuche, es so gut es geht noch von mir fern zu halten. Wenn ich am Sonntag anreise, kommt die Aufregung dann von ganz alleine.
Es werden deine dritten Olympischen Spiele. Inwiefern hilft dir die Erfahrung, bereits zwei Mal beim größten Multi-Sportevent der Welt dabei gewesen zu sein?
Es hilft auf jeden Fall. Die Olympischen Spiele sind etwas Besonderes. Am Ende machen wir zwar nur einen Triathlon und damit nichts anderes, als sonst auch. Aber das ganze Drumherum ist viel aufwendiger.
Ich war schon zwei Mal dabei. Und beide Male waren sehr unterschiedlich. In Rio war ich noch sehr jung, da habe ich viel aufsaugen können. Dann die Spiele in Tokio.
Jetzt folgt Nummer drei. Und zum dritten Mal eine andere Art der Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt.
Das stimmt. 2016 war ich zu jung für ein Höhentrainingslager. Vor Tokio war ich mit einem größeren Abstand zum Event in der Höhe, weil es eine viel weitere Anreise als jetzt nach Paris war. Wenn man aus der Höhe kommt, sollte die Anreise so entspannt wie möglich sein.
Jetzt reise ich das erste Mal direkt aus der Höhe zu den Olympischen Spielen.
Es ist aber nicht das erste Mal, dass du diese Art des Trainingsreizes vor einem Wettkampf gesetzt hast.
Genau. Es ist das dritte oder vierte Mal, dass ich das so mache. Es hat bis dato immer gut funktioniert. Das gibt mir die Sicherheit, dass es gut so für mich ist.
Ich habe mich genauso im letzten Jahr auf das Testevent vorbereitet. Es ist mehr oder weniger identisch. Deswegen weiß ich, dass es funktioniert.
Und auch 2022 war ich bis kurz vor der Europameisterschaft in München noch in Livigno.
Du bist seit dem 5. Juli in den italienischen Alpen, genau wie Nina Eim, die ebenfalls in Paris an den Start gehen wird. Trainiert ihr auch ab und an zusammen?
Nein, jeder macht sein eigenes Programm. Aber natürlich läuft man sich hin und wieder über den Weg.
Du bist aber nicht alleine in Livigno?
Nein, meine Trainingspartnerin Jule Behrens ist mit mir vor Ort. Das ist gut für die Einheiten. Es ist aber auch wichtig, jemanden wie Jule für die Zeit zwischen den Einheiten zu haben.
Außerdem ist Lena Meißner nach dem Rennen in Hamburg auch nach Livigno gereist, um zu trainieren. Sie unterstützt mich vor allem beim Schwimmen.
Schwimmen ist ein gutes Stichwort. Die Wasserqualität der Seine war und ist immer wieder Thema in den Medien. Auch bei dir?
Nicht wirklich. Ich vertraue auf die Probenentnahmen und darauf, dass sie uns in schwimmbares Wasser schicken werden. Es wird zumindest so viel getestet wie sonst nicht.
Beim Testevent hat es für uns auch funktioniert. Die Ausrichter haben einen Riesenaufwand betrieben. Ich versuche, mich nicht reinzusteigern oder beeinflussen zu lassen.
Dennoch bringt das Schwimmen in einem Fluss auch andere Elemente mit ins Rennen.
Die Strömung bringt sicher noch einmal einen taktischen Zusatz. Man muss wissen, wo die Strömung am stärksten ist, beziehungsweise für den Rückweg am schwächsten. Ich habe aber Selbstvertrauen, weil es beim Testevent gut gelaufen ist.
Es ist gut, dass ich in den Top-Ten des Olympischen Rankings bin und mir daher noch eine gute Position für den Start aussuchen kann.
Wie sieht es mit der eigenen Standortbestimmung im Vergleich zur Konkurrenz aus, die zum Teil in Hamburg am Start war?
Für mich war es blöd, dass Abu Dhabi nicht stattgefunden hat. Danach waren es nur noch zwei WTCS-Rennen. Deswegen habe ich noch den French Grand Prix in Bordeaux mitgemacht. Das war zwar nur eine Sprintdistanz, es waren aber auch gute Frauen dabei wie Leoni Periault.
Und du hast gewonnen!
Ja. Das hat Selbstvertrauen gegeben. Da hat alles gut geklappt, obwohl es noch vor dem Höhentrainingslager war.
In wenigen Tagen endet das Höhentrainingslager. Was ist dein Ziel für Paris 2024?
Ich gehe mit dem Ziel ins Rennen, eine Medaille zu gewinnen. Das ist mein Traum. Und ich glaube, dass es auch der Traum von allen ist, die eine olympische Sportart ausüben. Das gilt auch für die Staffel.
Wer gehört zu deinen Konkurrentinnen?
Zum einen Cassandre Beaugrand und Beth Potter. Zum anderen darf man eine Flora Duffy nicht unterschätzen. Sie schafft es immer, auf den Punkt da zu sein. Sie weiß als Olympiasiegerin, wie es geht.
Und wenn es zu einer Laufentscheidung kommt, hat auch Lisa Tertsch gezeigt, dass sie sehr stark ist.
Worauf freust du dich am meisten?
Ich freue mich auf die Stimmung, auf Olympische Spiele in Europa und darauf, dass meine Familie mit dabei sein kann.