Jonas Schomburg Paris Test-Event

Jonas Schomburg: „Es hilft, wenn du den Zauber von Olympia schon einmal erleben durftest.“

23.07.2024 –  Oliver Kraus

Am 30. Juli findet das olympische Triathlon-Rennen der Männer statt. Jonas Schomburg ist einer von drei Deutschen, die um 8:00 Uhr morgens (live auf ZDF) in die Seine springen werden. 

Jonas Schomburg Paris Test-Event

Jonas Schomburg war Teil des Quartetts, das vergangenes Jahr in Paris die Mixed Relay des Test-Events für sich entscheiden konnte

Der Hannoveraner ist allerdings der Einzige des Trios, der bereits Olympia-Erfahrung sammeln konnte. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 wurde der 1,90 Meter große 30-Jährige nach einem Sturz auf der Radstrecke 38.

Jonas, ist die Erfahrung von Tokio 2021 mit Blick auf deinen Olympia-Start in Paris ein Vorteil?

Ich denke schon. Olympia ist anders als jedes WTCS-Rennen. Der olympische Gedanke ist deutlich spürbar, beeindruckt, motiviert und vereint. Es hilft, wenn du den Zauber von Olympia schon einmal erleben durftest.

Wir werden zwar erst nach dem Rennen ins Olympische Dorf ziehen, aber auch sonst sind die Kontrollen und das Medieninteresse deutlich größer.

Die Erfahrung hat mir aber auch in der Vorbereitung geholfen. Und ich denke, sie wird mir auch im Rennen helfen, vor allem vor dem Start, wenn es darum geht, die Nervosität im Zaum zu halten.

Du hast deine Vorbereitung angesprochen. Die ist leider nicht so verlaufen, wie geplant.

Ja. Ursprünglich war es angedacht, dass ich gemeinsam mit Tim Hellwig ins Höhentrainingslager nach St. Moritz gehe. Aber ich bin leider vor dem Start krank geworden. Mich hat ein Infekt zehn Tage außer Gefecht gesetzt. Ich habe zwar noch überlegt, das Trainingslager zu verschieben, das hätte aber vom Zeitraum her wenig Sinn gemacht.

Außerdem wollte ich nicht riskieren, in der deutlich kälteren Höhe erneut krank zu werden. Von daher habe ich mich mit unserem Teamarzt Dr. Casper Grim besprochen und entschieden, dass ich meine Vorbereitung in Girona mache.

Jonas Schomburg

Wie sehr hat dich dieser Rückschlag so kurz vor dem Saisonhöhepunkt, auf den alles zugeschnitten ist, aus der Bahn geworfen?

Es ist schon ärgerlich, wenn man sich trotz aller Vorsicht einen Infekt zuzieht, dadurch eine Trainingspause einlegen muss und der Plan dann neu zu bedenken ist. Dennoch habe ich die Änderung letztendlich positiv angenommen und mich daran erinnert, dass ich meine besten Rennen nicht aus der Höhe kommend hatte. Höhentraining hat seine Bedeutung, aber es ist für mich persönlich auch nicht das Geheimrezept.

Ich kann auch auf Meereshöhe trainieren und meine Leistung bringen. Dass das geht, hat man auch an Matthew Hauser gesehen, der trainiert auch hier in Girona. (Der Australier Hauser hatte Mitte Juli das WTCS-Rennen in Hamburg gewonnen, Anm. d. Redaktion). Und auch Lisa Tertsch hat auf die Höhe verzichtet und war in Hamburg erfolgreich.

Seit wann kannst du denn wieder trainieren, und wie schätzt du deine Form ein?

Ich kann seit ungefähr Anfang Juli wieder intensiv trainieren. Meine Werte sind in allen drei Disziplinen gut, aber das muss man auch im Wettkampf zeigen. Nach der Qualifikation für Olympia habe ich keine Rennen mehr gemacht und freue mich jetzt umso mehr auf Paris. 

Du sprichst deine Qualifikation an, die erst in diesem Jahr erfolgreich war. Anders als die anderen fünf Olympia-Starterinnen und –Starter musstest du dich in einem Zweikampf mit Lasse Priester durchsetzen. War das Mehr an Wettkämpfen am Ende vielleicht ein Plus?

Ich bin grundsätzlich jemand, der vielleicht mehr Wettkämpfe macht als andere. Das war kein Problem. Die Reiserei und die damit verbundenen Strapazen wie der Jetlag schlauchen. Von daher wäre es sicher angenehmer gewesen, sich dank einer früheren Qualifikation Wettkämpfe mit weniger Reisestress als die Asientour auszusuchen. Aber am Ende kann ich zufrieden sein mit den Ergebnissen.

Es waren mit meine besten Rennen mit Podestresultaten im Weltcup und Rang zehn beim WTCS-Rennen in Cagliari. Ich kann also positiv da rausgehen. Und der zehnte Rang in Cagliari war ein Schub fürs Selbstvertrauen. 

Jonas Schomburg Cagliari

Jonas Schomburg verdankt sein Top-Ten-Resultat beim WTCS-Rennen in Cagliari auch seiner guten Schwimmleistung

Mit diesem Schub im Hinterkopf: wie ist denn deine Zielsetzung für Paris?

Ich habe mir keine Platzierung als Ziel vorgenommen. Ich möchte einfach nur ein gutes Rennen machen. Allerdings möchte ich schon vorne mitmischen.

Um das zu tun: was wäre dein Traumszenario für das Einzelrennen?

Wenn ich als Teil einer kleinen Spitzengruppe aus dem Wasser kommen würde.

Ich denke, je anspruchsvoller das Schwimmen ist, desto besser ist es für mich. Vor allem wegen der Strömung könnte es auf dem Weg zurück mehr Lücken geben. Also, so ist die Hoffnung beziehungsweise Taktik. Ich bin guten Mutes, fokussiert und voller Vorfreude.