"Bis dahin sah ich beim Kraulen aus wie ein untergehender Hund"

Christoph Schneider ist unser Triathlon-Held des Monats Oktober. Der 36-Jährige tut sich und anderen etwas Gutes. Ein Gespräch über Glücksgefühle beim Treppensteigen, eine miserable Schwimmtechnik und ein goldenes Hinterrad.

Christoph Schneider
Christoph Schneider
Jeder der spendet, und sei es nur ein Euro, bekommt einen goldenen Aufkleber auf meinem Scheibenrad. Mein Ziel ist, dass das Hinterrad komplett in Gold glänzt.
Christoph Schneider

Bis 2017, du warst damals 32 Jahre, hast du keinen Sport gemacht.

Meine Frau und ich haben damals unser zweites Kind bekommen. Ich habe während der Schwangerschaft auch zugenommen, knapp über 100 Kilogramm gewogen.

Dann kam der Punkt an dem du dachtest, jetzt musst du etwas machen.

Ich hatte immer Rückenprobleme und es fiel mir nicht so leicht auf dem Boden zu liegen und mit den Kindern zu spielen. Ich habe mir dann ein Rennrad gekauft und bin bei den Cyclassics Hamburg die 60-Kilometer-Distanz mitgefahren. Recht bald habe ich gemerkt, dass mir Radrennen als Familienvater zu gefährlich sind. Ich hatte Angst zu stürzen, mir beispielsweise das Schlüsselbein zu brechen und meine Vaterrolle für ein paar Wochen nicht so ausüben zu können, wie ich mir das vorstelle.

Du gehörst du den Menschen, die ein Ziel brauchen, um sich für das Training zu motivieren. Also brauchtest du eine andere Sportart.

2018 habe ich den Radpart einer Staffel beim Ironman 70.3 Rügen übernommen. Im Ziel habe ich mir gesagt: Das hat Spaß gemacht, aber das nächste Mal will ich alle drei Disziplinen absolvieren. Im darauffolgenden Frühjahr bin ich dann in ein Schwimm-Trainingslager geflogen. Das war eine super Entscheidung. Mittlerweile werde ich von vielen Menschen für meine Schwimmtechnik bewundert. Bis dahin sah ich beim Kraulen aus wie ein untergehender Hund. 2019 habe ich dann meine ersten beiden Sprintdistanzen absolviert.

Du hast dich auch von einem Ermüdungsbruch im Schienbein nicht aufhalten lassen, 2020 eine erste Kurzdistanz und dieses Jahr eine erste Mitteldistanz absolviert. Auch körperlich geht es dir viel besser als noch vor vier, fünf Jahren.

Ich habe mittlerweile 19 Kilogramm abgenommen. Ich fühle mich wohl damit. Vielleicht werde ich noch eins, zwei Kilogramm abnehmen. Aber darauf liegt mein Fokus nicht mehr.

Ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Leute, die mich länger nicht gesehen haben, fragen mich, ob es mir gut gehe, ob ich wegen einer Krankheit so viel abgenommen hätte? Ich antworte dann stolz, dass der Sport und die Ernährungsumstellung diese Veränderung mit sich gebracht haben.

Wie macht sich die Gewichtsabnahme im Alltag bemerkbar?

Ich merke das enorm. Ich habe keine Rückenprobleme mehr. Manchmal finde ich noch alte Hosen und denke, da passt du jetzt ja zweimal rein. Sehr gut merke ich die Veränderung, wenn ich meinen Sohn auf dem Arm habe. Er ist mittlerweile fast fünf Jahre alt. Wenn ich ihn die Treppe hochtrage, nehme ich das in etwa als so anstrengend wahr wie wenn ich früher mit meinen knapp 100 Kilogramm die Treppen hochgelaufen bin.

Du engagierst dich für die Deutsche Kinderkrebsstiftung. Wie kam es dazu?

Ich habe eine Reportage über Kinder gesehen, die Krebs haben. Das war schon heftig, das ist ein richtiger Schlag für die Familien. Ich bin erfolgreich im Sport, habe eine recht große Reichweite in den sozialen Medien und möchte etwas zurückgeben.

Deswegen habe ich meinen Start beim Ironman 70.3 Westfriesland in diesem Jahr mit einer Spendenaktion verbunden. Ich habe diese nicht großartig beworben, trotzdem kamen über 600 Euro für die Deutsche Kinderkrebsstiftung zusammen. Im kommenden Jahr verbinde ich meinen Start beim Ironman 70.3 Venedig mit einer Spendenaktion. Jeder der spendet, und sei es nur ein Euro, bekommt einen goldenen Aufkleber auf meinem Scheibenrad. Mein Ziel ist, dass das Hinterrad komplett in Gold glänzt.