„Sie wollen nicht mehr mit dem Auto gebracht werden“

Die BKK Mobil Oil bietet seit vielen Jahren zusammen mit der Deutschen Triathlon Union (DTU) das Programm TRI-AKTIV Kids an. Kinder und Jugendlichen schnuppern dadurch in den Triathlon hinein und erfahren vor allem etwas, was vielen von ihnen fehlt: Spaß an der Bewegung. Wir haben mit Ariane Lieckfeldt, bei der BKK Mobil Oil für Prävention und Gesundheitsförderung zuständig und Leiterin des Projekts, über die Herausforderung von Integration, Klischees, die mehr als nur Klischees sind und Kinder, die nicht mehr mit dem Auto in die Schule gebracht werden wollen, gesprochen.

Frau Lieckfeldt, Sie begleiten das Schulprojekt TRI-AKTIV Kids schon seit dem Start. Können Sie sich an ein Erlebnis aus dieser Zeit erinnern, das heraussticht?

Eines von vielen tollen Erlebnissen war, als ein Schüler, der bislang wenig sportaffin war, sich mit Elan aufs Rad geschwungen hat, voll in die Pedale getreten ist und dafür gesorgt hat, dass seine Mannschaft noch Zweiter wurde. Für ihn war es schön, dass er von seinen Mitschülern mal so angefeuert und bejubelt wurde.

Generell finde ich es immer schön, wenn man merkt, dass eine Klasse zusammenwächst. Am Anfang eines Projektes, gerade wenn es um Siebt- oder Achtklässler geht, stehen die „coolen Jungs“ dem Projekt oft eher ablehnend gegenüber. Da kommen dann schon mal so Sprüche wie: „Ich kann doch Rad fahren.“ Oder: „Laufen kann ich auch.“ Ein paar Wochen später sieht man dann, dass sie mit Elan und Spaß dabei sind.

Da zeigt sich die verbindende Wirkung von Sport.

TRI-AKTIV Kids soll auch Kindern, die sich für unsportlich halten, zeigen, dass jeder schwimmen, Rad fahren und laufen kann. Uns ist klar, dass wir nicht die Welt verändern können. Aber wir können sie ein wenig schöner und vor allem bewegter machen.

Warum ist Bewegung für Kinder und Jugendliche so wichtig?

Immer weniger Kinder bewegen sich. Es hört sich an wie ein Klischee, dass Kinder nur noch mit ihren Smartphones beschäftigt sind. Aber es stimmt halt. Die Kinder und Jugendlichen werden immer dicker, leiden an Krankheiten, die früher nicht verbreitet waren. Daher müssen wir sie wieder mehr in Bewegung bringen.

Deshalb engagiert sich auch die BKK Mobil Oil in diesem Bereich.

Das ist zum einen unser gesetzlicher Auftrag als Krankenkasse. Zum anderen ist es natürlich toll, Projekte zu initiieren, bei denen man mit Herz und Seele dabei ist. Das ist bei TRI-AKTIV Kids so. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche für Ausdauersport zu begeistern und Übergewicht sowie Folgeerkrankungen aktiv vorzubeugen. Sport sollte für Schüler ganz selbstverständlich zum Alltag gehören. Sport macht Spaß, fördert den Teamgedanken und verbessert die körperliche und seelische Gesundheit. Bewegung im Kindesalter stellt in Sachen Gesundheitsprävention wichtige Weichen für die Zukunft: Wer sich früh an Bewegung gewöhnt, behält diese im Alltag in der Regel bei. Sport beugt nicht nur Übergewicht vor, sondern auch Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkbeschwerden.

Was machen die Kinder?

In erster Linie soll TRI-AKTIV Kids den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass Bewegung und ein gesunder Lebensstil Spaß machen. Zudem lässt sich das Programm als interessante und sinnvolle Ergänzung in den Schulsport verankern. Das Motto lautet „Triathlon für alle – mit Spaß und ohne Leistungsdruck!“

Der Leistungsgedanke steht dabei jedoch nicht im Vordergrund.

Es geht uns nicht darum, neue Iron-Männer oder -Frauen zu finden. Die Kinder sollen merken, dass ihnen Sport guttut, dass es schöner ist, mit Freunden zusammen mit dem Rad zur Schule zu fahren, als sich von den Eltern mit dem Auto bringen zu lassen.

Wie herausfordernd ist das Projekt?

Es gibt Schulen auf dem Land, bei denen es von der Infrastruktur einfacher ist, das Projekt durchzuführen. In Städten hat man dagegen manchmal nicht einmal einen richtigen Schulhof. Hinzu kommt, dass Schüler in den Städten manchmal kein Fahrrad haben, geschweige denn Rad fahren können.

Die Durchführung der Projekte war im vergangenen Schuljahr 2019/20 coronabedingt etwas schwieriger.

Da die Projektplanung immer zu Beginn eines Schuljahres startet, ging es zunächst wie gewohnt los. Einige Schulen konnten im Februar noch wie geplant mit dem Training starten. Dann kamen der Lockdown und die Schulschließungen. Schon während der Notbetreuung, und auch danach, gab es allerdings Anfragen von Schulen, ob wir die Projekte fortsetzen könnten – unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Das hat uns natürlich gefreut. Die Schulen haben nun die Möglichkeit, die ausgefallenen Termine des vergangenen Schuljahres bis zu den Herbstferien nachzuholen.

Während parallel schon die Planung für das aktuelle Schuljahr läuft.

Genau. Noch bis zum 31. Oktober können sich Schulen für die Teilnahme am Schulprojekt TRI-AKTIV Kids bei uns bewerben. Ich ermuntere vor allem Schulen, die noch nie dabei waren. Wir freuen uns immer über „neue“ Schulen. Ziel ist es nicht, dass Schulen über Jahre an dem Projekt teilnehmen, sondern dass sie irgendwann flügge werden. Sprich, die Sportart Triathlon wird z. B. als AG oder Sportunterricht durchgeführt oder die Kinder treten einem Verein bei.

Wird die Corona-Pandemie Einfluss auf die Projekte des neuen Schuljahres haben?

Wir denken positiv und sind daher sehr hoffnungsvoll, dass wir die Projekte in diesem Schuljahr wie geplant durchziehen können.

Die BKK Mobil Oil unterstützt auch die Gesundheit von Lehrkräften.

Richtig, unser TRI-AKTIV Kids bietet neben den sportlichen Unterrichtseinheiten auch Gesundheitsseminare für die Lehrkräfte in den Bereichen Stressmanagement, Stimme und Gesundheit, Bewegungsförderung, Ernährung im Schulalltag sowie Volle Kraft im Schulalltag an. In Reaktion auf die Corona-Pandemie ist neu, dass diese Schulungen auch online angeboten werden. Denn: Was bringen uns gesunde Kinder, wenn ihre Lehrer krank sind?