"Nicht alles so ernst nehmen und die Zeit genießen, der Rest kommt von alleine."

Triathlon-Heldin! Das hört sich doch gut an oder?



Ja, da ich aber nicht gern im Mittelpunkt stehe, schon sehr ungewohnt. Aber vor allem meine Tochter ist mächtig stolz und das ist dann doch ein ziemlich gutes Gefühl.

 

Wie und wann hat dich  der Triathlon gepackt?



Ich habe kurz nach der Geburt meiner Tochter,im Jahr 2011, zusammen mit einem Freund den Entschluss gefasst, an einem Volkstriathlon um die Ecke zu starten. Ich fand Ausdauersport schon immer faszinierend, hätte mir aber nie träumen lassen diesen Sport einmal auszuüben. Da ich eher unsportlich bin, musste ich erst einen Kraulkurs bei meinem jetzigen Verein, dem Tri-Team Heuchelberg absolvieren. Die nette Truppe der Freizeitsportler im Verein habe ich sofort den Spaß gefunden.

 

Das hilft auch in schwierigen Zeiten?



Genau. Mein Bruder ist 2013 bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Hier hat der Sport mir Ablenkung und Kraft gegeben. Die Vereinskollegen wussten zum Größten Teil nichts davon und haben mich einfach behandelt wie immer. Ohne Samthandschuhe, ohne mitleidige Blicke, mit den gleichen blöden Sprüchen wie vorher. Es tat so gut an nichts zu denken außer die Schwimmtechnik oder ob ich die nächsten zehn Liegestütze schaffe. Wahrscheinlich bin ich daher so sehr mit dem Triathlon verbunden.

 

Du bist eine berufstätige Mutter. Wie sieht deine Organisation aus?



Ich habe zwei Kinder, meine Tochter ist zwölf Jahre und mein Sohn 14 Jahre. Ich arbeite als Altenpflegerin in einer gerontopsychiatrischen Ambulanz in Teilzeit. Aus diesem Grund und weil die Kinder mittlerweile größer sind, kann ich häufiger trainieren. Mittlerweile auch zusammen mit meinem Sohn, er macht auch Triathlon und hat Spaß am Rennrad fahren, denn wir versuchen als Familie den Sport und die Freizeit zusammen zu gestalten.

 

Mit dem Blick in den Rückspiegel – welche Rennerlebnisse haben die beeinflusst?



Natürlich mein erster Triathlon in Heilbronn, eine olympische Distanz, mit meinen Kids zusammen über die Ziellinie, das werde ich nicht vergessen. Aber das Langdistanzfinish in Roth 2018, das war was ganz besonderes. Die Freunde und Familie an der Strecke, der Solarer Berg, einfach tolle Erinnerungen.





Du engagierst dich ehrenamtlich im Sport?

Ich gebe seit ein paar Jahren bei einer Freizeitgruppe Training. Aus einem "wir habe momentan zu wenig Trainer, könntest du einspringen?" ist etwas geworden was mir viel Freude bereitet. Wir machen Kraft und Stabitraining in der Halle und schwimmen. Seit einiger Zeit ist noch Kindertraining dazugekommen.

 

Spaß am Sport ist dir ungemein wichtig. Du startest auch spontane Aktionen wie die 100-Kilometer-Radtour an Neujahr. Wie wichtig ist dir die Freude an der Bewegung?

Sehr wichtig! Mein Mann sagt immer, wenn ich nach Plan trainieren würde, könnte ich noch viel mehr herausholen. Das stimmt bestimmt, aber ich würde immer die Rennradrunde mit einer Freundin und Kaffee-Stopp immer vorziehen. Es ist meine Freizeit, da will ich eine schöne Zeit verbringen und eine gute Zeit haben.

 

Welche Motivation-Tipps nutzt du an schlechten Tagen?

Ich denk an Roth zurück und an die kommenden Ziele, die vor mir liegen. Aber ganz ehrlich:  wenn ich einen wirklich schlechten Tag habe, dann darf es auch mal das Sofa, ein schöner Film zusammen mit den Kindern sein. Dann ist das auch okay und ich hab kein schlechtes Gewissen. Nicht alles so ernst nehmen und die Zeit genießen, der Rest kommt von alleine.