„Die Stimmung wird sensationell!“

Die Weltmeisterschaften in Hamburg sind einer der Triathlon-Höhepunkte des Jahres 2023 – gerade für Altersklassen-Sportlerinnen und -Sportler. Im Interview spricht Bernd Kapp, Vizepräsident Amateur- und Breitensport der Deutschen Triathlon Union (DTU) und in Hamburg Teambetreuer der DTU-Altersklassen-Nationalmannschaft, über Neid, eine historische Chance und Gänsehaut-Stimmung in der Hansestadt

Bernd Kapp bei der Startunterlagenausgaben.

Bernd, letztmals fand in Hamburg 2007 eine WM für Elite und Altersklassen statt. Du warst als Zuschauer dabei. Mit welchen Erinnerungen?

Die Stimmung an der Strecke war phänomenal, einzigartig im Bereich Poststraße und Rathausplatz. Es war so laut, dass man sich nicht mehr unterhalten konnte. Man hat schlichtweg nichts verstanden. Und auch auf den anderen Streckenabschnitten war richtig viel los.

Damals war ich vielleicht noch überrascht, aber so ist das stimmungsmäßig jedes Jahr beim HAMBURG WASSER World Triathlon. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir auch bei der WM im Juli wieder eine phänomenale Stimmung erleben werden. Und die AK-WM wird hoffentlich das i-Tüpfelchen der ganzen Veranstaltung sein.

Du kannst aufgrund deiner Arbeit als Teammanager nicht starten. Bist du neidisch auf die Athletinnen und Athleten?

Auf jeden einzelnen Teilnehmenden.

Für alle noch Unentschlossenen. Warum sollte man auf jeden Fall in Hamburg starten?

Hamburg ist einfach eine geile Triathlon-Location. Ich starte jedes Jahr beim HAMBURG WASSER World Triathlon über die Olympische Distanz. Nicht nur, weil ich Lust auf Triathlon habe, sondern auch, weil Hamburg ein Top-Triathlon-Standort ist. 

Das Schwimmen bei der WM findet in der Binnenalster und damit mitten in der Stadt statt. Auch Rad- und Laufstrecke führen durch die Innenstadt. Die AK-Sportlerinnen und -Sportler sind fast auf denselben Strecken wie die Elite unterwegs. Nur die Radstrecke führt ein bisschen weiter vom Zielbereich weg – was der großen Anzahl an Altersklassen-Athletinnen und Athleten geschuldet ist, die zeitgleich unterwegs sein werden.

Ein Top-Triathlon-Standort ist auch München. In der bayerischen Landeshauptstadt fand 2022 die AK-EM statt. Wie hast du die Titelkämpfe erlebt?

Im Vergleich zu anderen internationalen Meisterschaften war die EM in München noch einmal eine Nummer besser. Es war ein riesen Event. Triathlon war die einzige aller bei den European Championships involvierten Sportarten, die auch einen Wettkampf für Altersklassensportlerinnen und -sportler hatte – und dies mit über 1000 Teilnehmenden. Es war eine unglaubliche Stimmung. Die Bevölkerung in München hat nicht nur die European Championships super angenommen, sondern auch unser AK-Rennen. Für die Athletinnen und Athleten sowie die Betreuenden waren es sehr emotionale Wettbewerbe.

Auch Athletinnen und Athleten waren begeistert von der Stimmung.

Sehr viele Sportlerinnen und Sportler haben sich auf der Zielgerade kleine Fähnchen ihres Landes geschnappt und sind damit glücklich ins Ziel gelaufen – zumindest wenn es nicht mehr darum ging, noch einen Platz gutzumachen oder zu verteidigen. Viele Teilnehmende konnten den Zieleinlauf also richtig genießen. In meiner Wahrnehmung hatten alle sehr, sehr viel Spaß.

Was nimmst du mit?

Wir haben sehr, sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Das spornt an für die Ausrichtung zukünftiger internationaler Meisterschaften in Deutschland.

Mit München 2022 und Hamburg 2023 gibt es zwei internationale Großereignisse für Altersklassen-Athletinnen und -Athleten in Deutschland innerhalb von knapp elf Monaten.

Das ist eine ganz tolle Geschichte. Schaut man sich die Anzahl der Teilnehmenden in München an und den derzeitigen Anmeldestand für Hamburg (das Interview wurde Mitte Januar geführt, Anm. d. Red.) war es die richtige Entscheidung, beide Meisterschaften nach Deutschland zu holen. Es ist nicht selbstverständlich, solche erstklassigen Events in solch einem kurzen Zeitraum in Deutschland zu haben. Das ist jedenfalls nicht der Regelfall und ich freue mich, dass es geklappt hat.

Für deutsche Athletinnen und Athleten ist es auf jeden Fall einzigartig, zwei internationale Meisterschaften in ihrem Heimatland in solch einem kurzen Zeitraum zu haben. Und: zwei internationale Heim-Meisterschaften heißt auch zwei internationale Startmöglichkeiten mit einem geringen (Reise-)Aufwand.

In Hamburg zu starten, heißt auch ein Teil der Altersklassen-Nationalmannschaft sein zu dürfen.

Die Stimmung in der Altersklassen-Nationalmannschaft ist super. Wenn ich an München zurückdenke, wie sich Athletinnen und Athleten gegenseitig angefeuert haben, hat mich das schon beeindruckt. Die AK-Nationalmannschaft ist wie eine große Familie. Man tauscht sich aus, gibt sich Tipps. Die alten Häsinnen und Hasen führen die Neulinge heran, nehmen sie an die Hand. Einer ist für den anderen da. Es ist ein tolles Miteinander. Und man erlebt tolle Dinge.

Zum Beispiel?

Bei der WM in London 2013 war ein Paar mit ihrem dreijährigen Sohn dabei. Eigentlich hat es vom Zeitplan her super gepasst, dass beide starten können und das Kind durchgängig betreut wird. Aufgrund des schlechten Wetters musste jedoch der Zeitplan modifiziert werden - und plötzlich überschnitten sich die Rennen des Paares. Wir haben es dann innerhalb der AK-Nationalmannschaft organisiert bekommen, dass der Sohnemann betreut wurde - und somit beide starten konnten.

Oder bei der WM in Auckland 2012, als kurz vor dem ersten Start wegen starken Windes ein Verbot für Scheibenräder bekanntgegeben wurde. Einer unserer Athleten hatte keine anderen Laufräder dabei. Da haben wir ihm, während er bereits in seiner Wettkampfvorbereitung war, das Hinterrad eines anderen Athleten eingebaut, der schon im Ziel war. So konnte er trotzdem sein Rennen absolvieren. Selbiges haben wir bei der WM in Chicago 2015 erneut erlebt - und konnten es ebenfalls für alle betroffenen Athletinnen und Athleten lösen.

In Hamburg können AK-Athletinnen und -Athleten nicht nur im Einzel, sondern auch in der Mixed-Relay-Staffel starten.

Die Mixed-Relay-Rennen der Elite der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es ein kurzes, super schnelles und spannendes Format ist. Das erhoffen wir uns natürlich auch von den Staffelrennen der Altersklassen. Die Mixed-Relay-Wettbewerbe der Altersklassen finden direkt nach der Mixed-Relay-WM der Elite statt. Ich gehe davon aus, dass die Stimmung noch einmal besser als bei den Einzelrennen ist, dass viele Zuschauerinnen und Zuschauer auch noch für die AK-Wettbewerbe bleiben. Die Stimmung wird sensationell! Die Athletinnen und Athleten werden von so vielen Zuschauerinnen und Zuschauern angefeuert werden, wie vielleicht nie wieder in ihrer Laufbahn. Es wird eine Gänsehaut-Stimmung werden, hoffe ich.

Die Mixed-Relay-WM findet für Altersklassen erst zum zweiten Mal statt, erstmals werden auch deutsche Mannschaften am Start sein. Die deutschen Staffeln können also Historisches schaffen.

Hamburg ist für die deutschen AK-Staffeln die Premiere und entsprechend die Chance, sich in die Geschichtsbücher des Sports einzutragen. Die AK-Staffeln, die erfolgreich abschneiden, werden also erstmalig Einmaliges schaffen.

 

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