Danke, Jan

11.09.2023 –  thorsten eisenhofer

Jan Frodeno, dreifacher Ironman-Weltmeister und Olympiasieger, hat seine Karriere beendet. Eine Würdigung einer außergewöhnlichen Karriere.

2023 Nizza Jan Frodeno

Nun ist Schluss, Schluss nach knapp zweieinhalb Jahrzehnten. Jan Frodeno, dreimaliger Ironman-Weltmeister, Olympiasieger, einer der größten seines Sports und darüberhinaus, ist seit  Sonntagnachmittag offiziell Sportrentner.

Seit dem Moment, in dem er in Nizza, dieser traumhaft schönen Stadt am Mittelmeer, auf der Promenade des Anglais letztmalig über den Zielstrich eines Triathlonrennens lief.

Für dieses Ende hätte der 42-Jährige gerne den legendärsten Ort gewählt, den es in dieser Sportart gibt: Hawaii. Doch da die Ironman-Weltmeisterschaften 2023 für die Männer erstmals nicht auf der in Triathlonkreisen sagenhaften Pazifikinsel stattfanden, wurde es eben Nizza. In diesem Jahr Austragungsort des Messens der Weltbesten über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen.

Frodenos Traum vom vierten Titelgewinn war in Nizza bereits früh ausgeträumt. Der Marathon geriet so zu einer Art Abschiedstour, Rang 24 im letzten Profirennen war schlussendlich das Ergebnis. 

Der gebürtige Rheinländer hatte das Ende seiner Laufbahn bereits vor rund einem Jahr angekündigt. In einem für ihn brutalen Jahr, in dem sein Körper den Anstrengungen des Ausdauerdreikampfs so richtig Tribut zollen musste: Achillessehne, Hüfte, Radsturz, Blutvergiftung. 

2023 hatte „Frodo“ sich noch einmal aufgeschwungen und in Form gebracht, vor vier Wochen die PTO US Open in Milwaukee gewonnen. Alles, um noch einmal, ein viertes Mal, bei den Ironman-Weltmeisterschaften zu triumphieren.

2015, 2016 und 2019 war ihm dieses Kunststück bereits gelungen. Zudem war er 2008 für die Deutsche Triathlon Union (DTU) in Peking (CHI) Olympiasieger geworden. Frodeno war der weltweit erste Triathlet, dem das Double aus Olympiasieg und Hawaii-Erfolg sicherstellte.

In einer auf die großen Langdistanz-Wettbewerbe fokussierten Sportart werden die Hawaii-Erfolge vermutlich viel stärker im kollektiven Gedächtnis haften bleiben. Trotzdem war (und ist) Frodeno für viele junge Athletinnen und Athleten auf der Kurzdistanz ein Vorbild, eine Ikone und auch der Maßstab. Und zwar der Maßstab, was maximal möglich ist.

„Der Olympiasieg ist ein schöner Meilenstein, von dem man im Nachhinein viel mehr weiß und den man mit den Jahren immer besser in Relation setzen kann. Man realisiert, wie schön es ist, so etwas für Deutschland erreicht zu haben“, sagte Frodeno, 2015 als erster Triathlet zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt, zehn Jahre nach seinem Titelgewinn in Peking in einem Interview auf der DTU-Webseite.

2012 wurde er – nach einer verkorksten Vorbereitung - noch einmal Sechster bei den Olympischen Spielen. Im Jahr darauf gewann er mit der deutschen Mannschaft Gold bei den Weltmeisterschaften im Mixed Relay in Hamburg. Anschließend folgte der Wechsel auf die längeren Distanzen – mit schnellen Erfolgen: 2014 belegte er gleich dritte Ränge bei den Ironman-Wettbewerben in Frankfurt und auf Hawaii. Schnell war also klar, was möglich sein würde.

Die Triathlon-Erfolgsgeschichte von Jan Frodeno begann in den frühen 2000er Jahren im (Nachwuchs-)Fördersystem der DTU. 2004 erreichte er bei der U23-WM Rang zwei und wurde Deutscher U23-Meister. 2007 gewann er den DM-Titel auf der Kurzdistanz, bevor im Jahr darauf die Kurzdistanz-Krönung bei Olympia erfolgte.

Diese Leistung konnte er in den folgenden Jahren auch durch zwei Erfolge in der Kurzdistanz-Weltmeisterschaftsserie bestätigen. Bis 2013 startete Frodeno zudem in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga, gewann dort unter anderem 2013 den Wettkampf in Düsseldorf.

Der als sehr strukturiert geltende Frodeno hat für die nun beginnende Zeit nach seiner sportlichen Karriere noch keine Pläne, wie er kürzlich in einem Interview verriet. Vielmehr möchte er sich die Zeit zur Selbstfindung geben. Es sei ihm vergönnt, nachdem es für ihn über Jahre, über Jahrzehnte nicht nur ein Wettkampf gegen sich selbst und die Konkurrenz, sondern immer auch ein Rennen gegen die Zeit war.